Navigieren in schwierigen Zeiten
Es ist Anfang Januar, die Welt erwacht langsam aus dem Feiertagstaumel, und wir haben die seltene Gelegenheit, innezuhalten. In der Stille dieses Moments stellen wir uns vielleicht die Frage: „Wohin soll meine Reise in diesem Jahr gehen?“ Dieses Nachdenken über die Zukunft – die kleinen und großen Entscheidungen, die uns formen und verändern – ist ein kraftvoller Moment. Doch ebenso oft fühlen wir uns in solchen Momenten überwältigt, als stünden wir an einer Kreuzung mit unzähligen Wegen, aber ohne Karte.
Wir treffen ständig Entscheidungen
Sie sind ein faszinierender Bestandteil unseres Lebens. Startpunkt jeder Entscheidung ist ein Problem oder eine Unklarheit für deren Überwindung uns mindestens zwei Optionen zur Auswahl stehen. Jedes Jahr treffen wir rund 12 Millionen Entscheidungen. Täglich sind das bis zu 35.000 Entscheidungen, von den trivialen – „Welcher Kaffee?“ – bis hin zu den bedeutsameren – „Wechsle ich meinen Job?“. Pro Stunde entscheiden wir rund 1.450-mal, pro Minute treffen wir rund 24 Entscheidungen. Doch wie viele dieser Entscheidungen fühlen sich wirklich kraftvoll an? Wie oft entscheiden wir bewusst und mit Klarheit, statt uns von Zeitdruck, Gewohnheit oder der Meinung anderer leiten zu lassen?
Warum uns Entscheidungen oft schwerfallen
Es ist keine Überraschung, dass uns viele Entscheidungen belasten. Das Gehirn ist ein Meister darin, Optionen zu analysieren, aber es hat auch seine Grenzen. Die sogenannte „kognitive Überlastung“ tritt ein, wenn die Vielzahl oder Komplexität der Möglichkeiten unser Arbeitsgedächtnis überfordert. Dieser Effekt wird verstärkt durch Phänomene wie den „Too-Much-Choice-Effekt“, bei dem zu viele Alternativen nicht zur Freiheit, sondern zur Verwirrung führen. Das heißt, zu wenige Optionen machen unglücklich, zu viele aber auch.
Stress ist ein weiterer Faktor, der Entscheidungen erschwert. Wenn wir unter Druck stehen, aktivieren wir unsere uralten Stressreaktionen: Angriff oder Flucht (fight oder flight). In der modernen Arbeitswelt äußert sich das oft in impulsivem Handeln oder dem Aufschieben von Entscheidungen. Hinzu kommt die Angst, etwas falsch zu machen – ein Gefühl, das durch gesellschaftliche Erwartungen und die Sorge um Konsequenzen verstärkt wird. Jede Entscheidung geht schließlich mit einem „Trade-Off“ einher: Ein „Ja“ für eine Option ist gleichzeitig ein „Nein“ für eine andere Option. Dann kommen die Zweifel. Was ist, wenn doch eine der verpassten Optionen besser gewesen wäre? Eine Entscheidung für die falsche Urlaubsdestination ist verkraftbar, eine Entscheidung für den falschen Beruf auch?
Good News! Wir können lernen zu entscheiden
Kraftvolles Entscheiden ist keine Gabe, mit der man geboren wird. Es ist eine Fähigkeit, die Sie entwickeln können. Der Schlüssel liegt darin, zuerst Klarheit über sich selbst zu gewinnen. Hierin bleibt die Binsenweisheit bestehen: Auch keine Entscheidung ist eine Entscheidung. Manchmal ist es also besser, Entscheidungen zu treffen, anstatt aus Angst vor Konsequenz passiv abzuwarten. Sollte es sich als die falsche Entscheidung herausstellen, können wir immer noch anders entscheiden. Dennoch können wir lernen, kraftvoller die – für uns – richtigen Entscheidungen zu treffen. Wie das geht?
Wir müssen wissen, wohin wir warum wollen, was wir wollen, und wie wir uns unser Leben vorstellen. Erst dann können wir unsere Entscheidungen kraftvoll auch daran ausrichten.
Zum Navigieren in schwierigen Entscheidungen brauchen wir eine Art von „Nordstern“. Ein persönlicher Nordstern ist ein Synonym für unseren Kompass an langfristig gültigen Werten, Standards, Zielbildern, Bewirkungs- und Wachstumswünschen. Er dient der Orientierung und hilft uns somit, Entscheidungen nicht nur für den Moment zu treffen, sondern unseren Blick immer fest auf unsere langfristigen Ziele (beruflich wie privat) zu haben und unsere Entscheidungen daran auszurichten also „zu norden“.
Wie treffen wir kraftvolle Entscheidungen?
- Den Entscheidungsraum eingrenzen: Ein klarer „Nordstern“ hilft, die Richtung vorzugeben. Wenn wir wissen, was uns wichtig ist, können wir Entscheidungen daran ausrichten.
- Stress reduzieren: Stress blockiert die Fähigkeit, klar zu denken. Emotionen wie Angst oder Wut stammen aus evolutionären Mustern und sind in der modernen Welt selten hilfreich für die Entscheidungsfindung. Durch bewusste Stressbewältigung – sei es durch Achtsamkeitsübungen oder kurze Pausen – lässt sich die kognitive Kapazität wieder erhöhen.
- Gefühle als Ressource nutzen: Gefühle sind oft schneller als rationales Denken. Positive Emotionen, wie Freude oder Neugier, können Hinweise auf die richtige Richtung geben. Negative Gefühle wiederum zeigen, welche Optionen wir noch einmal überdenken sollten. Unsere körperbetonte und emotionsgeladene Sprache spricht häufig Bände: Die Entscheidung liegt einem „schwer im Magen“, bereitet „Kopfzerbrechen“, fühlt sich „erdrückend“ an, lässt einen „innerlich zerrissen“ zurück.
- Den Fokus auf die langfristige Perspektive legen: Entscheidungen sollten nicht nur im Kontext des aktuellen Moments getroffen werden. Stattdessen hilft es, sich zu fragen: „Wie wird sich diese Entscheidung in zwei Wochen, drei Monaten oder fünf Jahren anfühlen?“
- Coaching nutzen: Ein neutraler Sparringspartner wie ein Coach kann dabei unterstützen, den Lösungsraum zu erweitern oder gezielt zu fokussieren. Durch kreative Fragen und Perspektivwechsel lassen sich gewinnbringende Alternativen identifizieren, die im ersten Moment vielleicht verborgen bleiben.
Eine kraftvolle Entscheidung ist selten die perfekte Entscheidung – sie ist jedoch immer die bewusste. Die Freiheit, schwierige Entscheidungen zu treffen, ist Ausdruck unserer menschlichen Fähigkeit, unser Leben zu gestalten. Denn Entscheidungen formen unsere Identität. Schwierige Entscheidungen sind daher nicht nur Bürde, sondern eine Gelegenheit, unsere Werte und Prioritäten zu definieren und zu stärken: Wie möchte ich sein? Indem wir uns bewusst für eine Alternative entscheiden, können wir unsere Identität aktiv gestalten.
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Stress spielt im Rahmen der Entwicklung der Menschheit eine wesentliche Rolle. Egal, ob es um die schnelle Entscheidungsfindung für oder gegen das Flüchten vor bzw. Kämpfen gegen Raubtiere (Fight-or-Flight-Syndrome) oder um das Erbringen sportlicher Höchstleistungen geht – Stress ist für uns Menschen quasi omnipräsent.
Wer noch nie einen Fehler gemacht hat, hat sich noch nie an etwas neuem versucht.
Albert Einstein